Während die Rezeption des »Kampfes der Kulturen« in 'westlichen' Medien gut erforscht ist, nimmt dieses Buch eine andere Perspektive ein: Es untersucht die diskursive (Re-)Produktion imaginativer Geographien in den arabischen Printmedien »al-Hayat«, »al-Quds al-Arabi« und »Asharq Alawsat«. Shadia Husseini de Araújo zeigt, dass der »Kampf der Kulturen« hier weder als realistisches Zukunftsszenario auftaucht, noch ähnliche territoriale Identitätskonstruktionen mit umgekehrten Vorzeichen von Gut und Böse (re-)produziert werden. Im Vordergrund steht vielmehr eine scheinbar ausweglose, postkolonial
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Die Verfasserin macht sich in ihrem Beitrag auf die Suche nach postkolonialen Erweiterungen der Diskurs- und Hegemonietheorie. Sie entwickelt entlang einer Analyse der Repräsentationen des Westens in arabischen Printmedien im Anschluss an die Anschläge des 11. September 2001 eine diskurs- und hegemonietheoretische Analyse imaginativer Geographien. Ferner zeigt sie, wie Erkenntnisse postkolonialer Forschung diskurs- und hegemonietheoretische Arbeiten befruchten können. (ICE2)
Genauso wie 'der Orient' und 'die arabisch‐islamische Welt' vor allem seit 9/11 in europäischen Massenmedien deutlich präsent sind, spielt auch 'Europa' in arabischen Medien zur der Rahmung und Erklärung von Nachrichten über internationales politisches Geschehen eine wichtige Rolle. Der vorliegende Beitrag untersucht, auf welche Weise Europa in diesen Diskursen erscheint, welche Imagination von ihm (re)produziert werden und wie demgegenüber das Eigene entworfen wird. Vor dem Hintergrund der Debatten um ein Provincializing Europe (CHAKRABARTY 2008) wird dabei diskutiert, inwieweit die herausgearbeiteten imaginativen Geographien Europa provinzialisieren, und inwieweit auch nicht. Die Untersuchung erfolgt am Beispiel von Beiträgen aus den Diskussions‐ und Meinungsforen der panarabischen Printmedien al‐Hayat, al‐Quds al‐Arabi und Asharq Alawsat. Hier kommen arabischsprachige Intellektuelle unterschiedlicher politischer, ideologischer und religiöser Strömungen zu gesellschaftspolitischen Themen zu Wort, sodass ein differenziertes Bild von Europa aus dem Material herausgearbeitet werden kann. Die Ergebnisse zeigen, dass die dominierenden Konstruktionen einerseits durch die altbekannte Vorstellung von Europa als Vorbild sowie als ausbeutende und rassistische Kolonialmacht geprägt sind. Auf der anderen Seite hat sich dieses Bild gegenüber den antikolonialen und reformorientierten Diskursen zur Zeit der europäischen Kolonialherrschaft in Nordafrika und im Nahen Osten in vieler Hinsicht auch verschoben und ausdifferenziert. Andere Identitäten werden nun ebenso als modern und (neo)kolonial beschrieben, wodurch Europa neue Attribute und Rollen zugewiesen werden. Dennoch kann von einem Provincializing Europe kaum die Rede sein. Zum einen gilt Europa bis heute als Innbegriff für Moderne und wird als Maßstab für die zivilisatorische Entwicklung von Gesellschaften herangezogen, wohingegen das Eigene als rückständig oder stagnierend abgewertet wird. Zum zweiten wird das Eigene beständig in der Position eines passiven Opfers (neo)kolonialer Strukturen gezeichnet und nicht – wie es ein Provincializing Europe erfordern würde – als aktives Subjekt, das Widerstand gegen Rassismus und (Neo)Kolonialismus zu leisten im Stande wäre oder selbst auf eine produktive Weise die Geschichte der Moderne mitgeschrieben hätte. Aufgrund der Persistenz, die den hegemonialen Diskursen über Europa in den hier untersuchten Zusammenhängen unterliegt, erweist sich das Projekt eines Provincializing Europe als äußerst schwierig. Gleichzeit offenbaren die Ergebnisse der Analyse jedoch auch die Notwendigkeit eines solchen Projektes, um die wahrgenommenen und beständig angeprangerten Strukturen der (neo)kolonialen Gegenwart aufbrechen zu können.
"Die Förderung der sogenannten 'Migrantenökonomie' oder 'ethnischen Ökonomie' hat sich im Zuge der Integrationsdebatten der vergangenen Jahre zu einem stadtpolitischen Interventionsfeld entwickelt. Kommunale Leitbilder und Integrationskonzepte bauen dabei auf dem Potenzialansatz auf, der in der Stärkung von 'Migrantenökonomien' sowohl Integrationsförderung als auch Chancen für die städtische Wirtschaftsentwicklung sieht. Vor diesem Hintergrund beleuchtet der vorliegende Beitrag am Beispiel der Stadt Nürnberg, welche Strategien unterschiedliche stadtpolitische Institutionen, wie z.B. Behörden, Ämter, Kammern und Verbände, bei der Förderung von Selbstständigen mit 'Migrationshintergrund' verfolgen und wie diese auf die Förderungsmaßnahmen reagieren. Es zeigt sich, dass neben einer 'gut gemeinten' Wirtschaftsförderung die Gefahr einer Stigmatisierung besteht. Diese müssen reflektiert werden, um so Förderung nicht ins Negative zu verkehren." (Autorenreferat)